Gendern? Ja. Ja!

Ich möchte an dieser Stelle meine Überzeugung ein mal kund tun. Denn Das Gendern wird nicht nur als sprachliches Stilmittel verstanden, sondern als Instrument sozialer Gerechtigkeit, politischer Sichtbarkeit und soziologischer Reflexion. Es ist für mich Ausdruck des Wunsches nach einer inklusiveren und gerechteren Gesellschaft.

Ethisch-moralische Argumente

  1. Gleichbehandlung und Gerechtigkeit
    • Sprache beeinflusst Wahrnehmung. Wer sprachlich nicht vorkommt, wird leicht vergessen. Gendern trägt dazu bei, alle Geschlechter gleich zu berücksichtigen.
    • Es schafft Sichtbarkeit für marginalisierte Gruppen und signalisiert, dass ihre Existenz anerkannt wird.
  2. Anerkennung von Identität
    • Menschen haben das Recht, in ihrer Geschlechtsidentität anerkannt zu werden – auch sprachlich.
    • Das bewusste Gendern unterstützt das Selbstbestimmungsrecht über die eigene Geschlechtsidentität.
  3. Vermeidung von Diskriminierung
    • Sprache kann ausschließen oder diskriminieren. Gendern reduziert sprachliche Diskriminierung und vermeidet den generischen Maskulinum-Bias.
    • Es trägt zur ethischen Pflicht bei, niemanden systematisch zu benachteiligen.
  4. Verantwortung für gesellschaftliche Wirklichkeit
    • Sprache ist nicht neutral – wer kommuniziert, gestaltet Realität mit. Gendern ist eine ethisch reflektierte Haltung zu dieser Verantwortung.

Soziale Argumente

  1. Inklusion
    • Gendern sorgt dafür, dass sich mehr Menschen angesprochen und einbezogen fühlen – besonders Frauen, inter*, nicht-binäre und trans Personen.
    • Es schafft Zugehörigkeit und reduziert sprachliche Unsichtbarkeit.
  2. Vorbildfunktion
    • Institutionen, Medien und Bildungseinrichtungen können mit gendergerechter Sprache gesellschaftliche Veränderungen anstoßen und Vorbilder sein.
  3. Abbau von Rollenstereotypen
    • Sprache prägt Vorstellungen davon, wer was tun kann. Gendern hilft, traditionelle Rollenzuschreibungen (z. B. „der Arzt“, „die Krankenschwester“) aufzubrechen.
  4. Sprachliche Sensibilisierung
    • Gendern fördert generell ein höheres Bewusstsein für sprachliche Gleichstellung und soziale Sensibilität.

Soziologische Argumente

  1. Reproduktion sozialer Machtverhältnisse
    • Sprache ist ein Werkzeug, durch das Machtstrukturen aufrechterhalten werden. Das generische Maskulinum zementiert männliche Normen.
    • Gendern kann diese Reproduktion kritisch hinterfragen und aufbrechen.
  2. Normkritik und Dekonstruktion
    • Gendern macht sichtbar, dass Geschlecht keine neutrale, biologische Kategorie ist, sondern sozial konstruiert wird.
    • Es dekonstruiert die Vorstellung, dass nur zwei klar trennbare Geschlechter existieren (binäres Geschlechtersystem).
  3. Soziale Wirklichkeit als sprachlich vermittelt
    • Gesellschaftliche Realität ist sprachlich konstruiert. Wer nicht sprachlich sichtbar ist, existiert im sozialen Bewusstsein weniger stark.
    • Gendern verändert nicht nur Sprache, sondern die gesellschaftliche Wahrnehmung.
  4. Sprache im Wandel
    • Soziologisch betrachtet ist Sprache ein lebendiges System. Gendern ist Teil eines Wandels, der soziale Realitäten abbildet – ähnlich wie früher etwa Rechtschreibreformen oder neue Begriffe durch Migration oder Technik eingeführt wurden.
💡
Das Gendern ist für mich der Schlüssel zu einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung. Sprache formt Wirklichkeit: Ohne Gendern bleiben Menschen unsichtbar und ungehört. Gendern schafft Inklusion, bricht alte Rollenmuster und sendet ein klares Signal von Respekt.
Zugleich hinterfragt es gesellschaftliche Machtstrukturen und spiegelt den notwendigen Wandel unserer Sprache wider.

Aber klar, ich kann vor all den oben aufgeführten Punkten auch einfach Angst haben. Angst vor Veränderung.

Sprache formt Wirklichkeit – nicht nur Stil.
Wer nicht vorkommt, wird oft nicht gemeint.
Gendern mag holpern – doch Ausschluss ist schlimmer.
Zwischen Ästhetik und Gerechtigkeit wähle ich Letzteres.