Gestern war ich ein neues Auto probefahren 🚗💚

1985er Opel Ascona C CC in der Farbe Gold von der Seite betrachtet, mit folgenden Felgen
1985er Opel Ascona C CC in der Farbe Gold

Und es war toll. Aber neu ist relativ. Denn es wäre ein neues Auto für mich, nicht für das Auto selbst. Die Rede ist von einem 1985er Opel Ascona C CC, mit Fließheck. In der Farbe Gold. Mit dazu passenden Felgen in Wagenfarbe. Unfassbar großartig. So ein schönes, seltenes Auto.

Ich fahre immer mit dem Rad. Ich lebe in der Stadt und die Wege sind kurz, ganz bewusst. Ich brauche das Auto aber hin und wieder doch. Deshalb betreibe ich eins. Aber ich fahre nicht jeden Tag. Bin kein Kilometerfresser. Muss nicht pendeln. Deshalb kann ich mir die schönsten Autos heraus suchen. Momentan z.B., da fahre ich ein kleines Roadster-Cabrio von 2001. Das sieht dann so aus:

Herr Montag im Cabrio
Herr Montag im Cabrio

Und nun möchte ich das wegstellen oder verkaufen, auf jeden Fall suche ich nach einem neuen Wagen. Einem alten Wagen. Einem besonderen Wagen. Eben nicht nur einem Auto, sondern einem Lebensgefühl. 80s galore. Ich alter Pathos.

Der Ascona C ist ein Mittelklassewagen, den die Adam Opel AG von August 1981 bis Oktober 1988 herstellte. Er war die Opel-Variante der in zahlreichen Ländern produzierten sogenannten J-Car-Modelle von General Motors. Das Fließheck ist der Hammer und selten, ich habe schon ewig keinen mehr gesehen.

Genau genommen ist der von mir angeschaute Ascona ein Opel Ascona C2, erste Modellpflege (gebaut von 10/1984 bis 08/1986). Der Wagen ist voll mit Velour, die Sitze sind couchig und das der Himmel wie in Plüschgewittern. 😄 Auf jeden Fall fühlt man sich wohl. Der Wagen hat keinen Rost, ziemlich krass. Ich konnte leider nicht eruieren, warum er so gut da steht, aber wen kümmerst wenn es ihm gut geht.

Opel Ascona C mit geöffneten Türen und Heckklappe
Opel Ascona C mit geöffneten Türen und Heckklappe

Ein paar Details

Der Ascona aus dem Jahr 1985 trägt einen unkomplizierten, aber zuverlässigen 1,6‑Liter‑Reihenmotor. Auf dem Motorgehäuse prangt groß „OHC“ (Overhead Camshaft), also eine obenliegende Nockenwelle. Der Vierzylinder leistet 75 PS bei 5 600 U/min und bringt sein maximales Drehmoment von 125 Nm bei 3 200 U/min auf die Kurbelwelle.

Zahnriemen
Alle Ascona C Motoren verfügen über einen Zahnriemen. Dieser muss regelmässig gewechselt werden. Falls dies nicht passiert, kann es bei einem Zahnriemenriss zu Motorschäden kommen.

Der Vergaser verfügt über eine manuelle Choke‑Bedienung, die beim kalten Motor ein schnelleres Anspringen ermöglicht. Einmal erwärmt, lässt sich der Choke wieder hinein schieben und der Motor läuft sauber im Teillastbereich. Die Kraftübertragung erfolgt über ein klassisches Viergang‑Schaltgetriebe, dessen übersetzte Gänge lange Autobahnfahrten ebenso erlauben wie agil‑direktes Cruisen auf Landstraßen. Also im Jahr 1985, nicht im Jahr 2025. Ich bin gespannt wie das mit dem Choke im Winter funktioniert.

Das Fahrwerk des CC‑Modells, ausgestattet mit McPherson‑Federbeinen vorn und einer Starrachse hinten, sorgt für ein ausgewogenes Fahrgefühl: komfortabel genug für den Stadtverkehr und stabil genug, um über Land auch einmal flotter unterwegs zu sein. Die nicht vorhandene Servolenkung erlaubt trotzdem recht leichte Rangiermanöver, weil der Wagen knapp 1000 Kg, keine 2 Tonnen wie heutzutage wiegt. Das Scheiben­bremsen‑System ist nur an der Vorderschse vorhanden, hinten bremst die Trommel. Dennoch bringt das bewährte System jener Tage die goldene Schönheit stets sicher zum Stehen.

In Kombination mit dem leichten Fließheck‑Karosserie­design ergibt sich so ein spritziges Fahrerlebnis, das den Charme der Achtziger atmet und trotzdem erstaunlich alltagstauglich ist.

Ascona C CC mit geöffneter Heckklappe.

Der schönste und praktischste Umstand an dem Wagen ist, dass man die Rückbank umklappen kann. Dadurch passt mein Rennrad in den Wagen. Um es mal mitzunehmen, abzuholen oder etwas anderes transportieren zu können. Im Notfall. Denn in einem Roadster-Cabrio ist man denkbar unpraktisch unterwegs. Cool zwar, aber unpraktisch. Noch ein Pluspunkt für den Ascona.

Und jetzt möchte ich mich mit einem Thema beschäftigen, über das ich schon lange nachgedacht habe, aber noch nie wirklich tief eingestiegen bin. Der Energiebilanzsumme eines alten Autos im Vergleich zu einem modernen Wagen, der natürlich weniger verbraucht.

Energie‑Bilanzvergleich: 1985er Opel Ascona C CC

Wenn ich den Ascona weiterfahre, anstatt einen fabrikfrischen Kompaktwagen zu kaufen, wird das in meinen Augen zur grünsten Entscheidung überhaupt. Denn die meiste Energie steckt nicht im Sprit, sondern in der Produktion eines Autos: Für einen Neuwagen werden schätzungsweise 40 Gigajoule Primärenergie aufgewendet – von der Rohstahlgewinnung bis zur Endmontage – und dabei entstehen rund sieben Tonnen CO₂. Diese ganze Umbau- und Herstellungsmaschinerie hätte ich dann hinter mir gelassen, sobald ich den ersten Kilometer mit meinem Ascona gefahren bin. Jeder weitere Kilometer meines Ascona ist also frei von dieser riesigen Anfangsinvestition.

Der Reiz des Wartens und Pflegens

Klar, der Ascona braucht Pflege: Ölwechsel, neue Reifen, ab und zu ein Satz Bremsbeläge (Trommeln hinten, vorn Scheibenbremsen). Pro Jahr summiert sich das auf rund 0,7 Gigajoule zusätzlicher Energie aber einen Bruchteil der Emissionen, die bei einer Neuproduktion anfallen würden. Es ist, als würde ich meinem Oldtimer beim Älterwerden zusehen, während ich gleichzeitig meiner Umwelt etwas Gutes tue. Jeder Ölwechsel ist eine Liebeserklärung an den Bestand, jeder neue Reifen ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit.

Verbrauch und Emissionen im Alltag

Unterwegs genügen meinem Ascona im Drittelmix wahnsinnig gute 8,5 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Das bedeutet einen Energieinhalt von ungefähr 82 Kilowattstunden pro 100 Kilometer und etwa 19,6 Kilogramm CO₂. Auf 10 000 Kilometern im Jahr sind das rund 8 200 kWh bzw. knapp 2 Tonnen CO₂. Ein moderner Kompaktwagen, der etwa 6 Liter verbraucht, kommt zwar auf weniger Verbrauch und Emissionen im Betrieb – aber seine anfängliche CO₂‑Rechnung aus der Herstellung ist so hoch, dass sie meinen Ascona bei weitem übertrumpft. Auf Ewigkeiten. Das ist der frappierende Unterschied.

Fünf Jahre Ascona gegen fünf Jahre Neuanschaffung

Rechnet man über fünf Jahre, zeigt sich der große Unterschied: Ein neuer Kompaktwagen verbraucht, inklusive seiner Herstellung, gut 185 Gigajoule und stößt knapp 14,5 Tonnen CO₂ aus. Mein Ascona hingegen bleibt mit nur etwa 3,5 Gigajoule zusätzlicher Betriebsenergie und rund 10 Tonnen CO₂ über denselben Zeitraum weit zurück. So spare ich etwa 180 Gigajoule Primärenergie und 4,5 Tonnen CO₂ – nur durch das Weiterfahren eines Oldtimers!

Bildschirmfoto 2025-07-21 um 12.33.04.png

Quasi ein grünes Statement auf Rädern

Es ist nicht nur eine Entscheidung für ein nostalgisches Fahrerlebnis, sondern ein Statement: Statt immer Neues zu produzieren, setze ich auf Erhalt und Pflege. Mein Alltag findet zu Fuß oder mit dem Rad in der Stadt statt, das Auto kommt nur selten und bewusst zum Einsatz. So wird der Ascona nicht nur zum Schmuckstück in meiner Einfahrt, sondern auch zum klugen Beitrag in meiner persönlichen Klimabilanz.

1. Produktions‑ vs. Weiterbetriebs‑Energie

Neuwagen‑Herstellung

  • Primärenergie (Stahl, Aluminium, Kunststoff, Elektronik): ~ 40 GJ (ca. 11 MWh)
  • CO₂‑Emissionen: rund 6–8 t pro Fahrzeug

Ascona C (Weiterbetrieb)

  • Zusätzlicher Produktions‑Aufwand: 0 GJ (bereits amortisiert)
  • Wartung & Kleinteile (Ölwechsel, Reifen, Bremsbeläge): ~ 0,5 GJ/Jahr
  • Reparatur‑Ersatzteile (gelegentlicher Austausch): ~ 0,2 GJ/Jahr

Fazit: Jedes Jahr, in dem ich mein Ascona weiterfahre statt einen Neuwagen zu kaufen, spare ich über 40 GJ Primärenergie und etwa 7 t CO₂ ein!

2. Verbrauch und Betriebsemissionen

Mein Ascona schluckt im Mittel 8,5 Liter Benzin pro 100 km. Das entspricht:

  • Energieinhalt: ca. 8,5 L × 9,7 kWh/L = 82 kWh pro 100 km
  • CO₂‑Emission: etwa 2,3 kg CO₂ pro Liter → 19,6 kg CO₂ pro 100 km

Rechne ich mit 10.000 km/Jahr, so entstehe:

Kennzahl Wert
Primärenergie Betrieb 10 000 km × 0,82 kWh/km = 8 200 kWh (≈ 29 GJ)
CO₂‑Emission Betrieb 10 000 km × 0,196 kg/km = 1.960 kg CO₂ (= 1,96 t)

3. Vergleich über 5 Jahre

Kategorie Neuer Kompakt‑Wagen¹ Ascona C (Weiterbetrieb)
Herstellungsenergie 40 GJ 0 GJ
Herstellungs‑CO₂ 7 t 0 t
Betriebsenergie (5 J.) 5 × 29 GJ = 145 GJ 5 × 0,7 GJ = 3,5 GJ
Betriebs‑CO₂ (5 J.) 5 × 1,5 t = 7,5 t 5 × 2 t = 10 t
Gesamtenergie 185 GJ 3,5 GJ
Gesamt‑CO₂ 14,5 t 10 t

¹ Annahme: Neuwagen verbraucht 6 L/100 km

Erkenntnis: Selbst mit einem etwas durstigeren Motor und etwas höheren Betriebsemissionen spart der Ascona über seinen Weiterbetrieb rund 180 GJ Primärenergie und 4,5 t CO₂ gegenüber einem fabrikneuen Kompaktwagen!

4. Weitere grüne Pluspunkte

  • Material‑Recycling: Stahl und Aluminium meines Ascona werden später zu 85–95 % recycelt – zusätzliche Einsparung.
  • Längere Nutzungsdauer: Je länger ich ihn fahre, desto niedriger wird sein durchschnittlicher CO₂‑Fußabdruck.
  • Verkehrsvermeidung: Ich nutze das Auto nur selten (Stadt, Radfahren), also fällt der Mehrverbrauch im Alltag kaum ins Gewicht.

5. Mein persönliches Fazit

Ja, der Ascona C ist technisch gesehen ein „Oldtimer“ – aber in puncto Energie‑Bilanz und Klimabilanz ist er ein cleverer Weiterbetriebsschachzug. Statt einer neuen CO₂‑Bombe setze ich dadurch auf Erhalt, Pflege und gelegentliche Spritztouren. Und dazu sieht er einfach unfassbar cool aus! Noch habe ich mich nicht für den Wagen entschieden, aber er ist ein heißer Kandidat.

🚗💚

Ressourcen

Ascona C Info Seite
Ascona C Info Seite





Kommentare





Webmentions

Lade Interaktionen...

Aufrufe seit 04.02.2025: Lädt...

Beliebteste Artikel

    Andere Artikel

    (C): All content, even lyrics and pictures, created by me: Jan Montag ∙ 2018 ∙ 2019 ∙ 2020 ∙ 2021 ∙ 2022 ∙ 2023 ∙ 2024 & 2025

    ~ Mondwärts Sonnentau - Writers make love to their demons ~

    done with ♥ in Mitteldeutschland

    An IndieWeb Webring 🕸💍
    < Zurück UberBlogr Webring Vor >

    Impressum