Ich wünsche mir zwar schon fast mein Leben lang, ganz so wie es Tocotronic dereinst skandierten, Teil einer (Jugend)Bewegung zu sein, lehne aber auch schon fast mein Leben lang deren Codes, Merkmale oder "die Art zu sein", ab. Das ist natürlich eine Crux. Am Ende bleibe ich damit allein – relativ gesehen.
Einschub: Ich versuche das hin und wieder. Teil zu werden. Ich habe mich bei den Bloghexen registriert, dort versucht aktiv zu sein, checke andere Websites, versuche zu referenzieren - aber es gelingt mir schlecht.
Ich weiß noch, in der ersten Welle der Weblogs um 2005 und später, als alle anfingen zu bloggen, da beschäftigten sich viele (auch ich) inhaltlich oft mit dem Bloggen an sich. Im Sinne von "Ich blogge weil, es ist toll zu bloggen, ich blogge hiermit, ich nutze das Toll, schau mal, da bloggt einer…" aber es gab gar keine echten Inhalte. Außer der Selbstbeschäftigung. Und ich überspitze denn natürlich entwickelten sich Themenblogs sehr schnell.
Ich habe auf thahipster.de irgendwann meine Techniknische gefunden und dort vor mich hin geschrieben, aber nicht mehr auf die Blogosphäre geachtet. Die war da schon aus meiner Wahrnehmung raus.
Jetzt überlege ich unweigerlich, wie die damals alle hießen: MC Winkel gabs, Tina Pickhardt, ix… you name it. Da war ab 2007 schon direkt mit dem Aufstieg von Twitter verbunden. Auf jeden Fall spielte sich damals auch schon viel auf Rivva ab, obschon Rivva immer nur einen Teil abdecken konnte. Denn der Rest ging verloren und diverse Versuche (Suchdienste wie Technorati diesdas) sind dabei gescheitert, eine lebendige Blogosphäre auch für Außenstehende zu etablieren - ich hab das neulich schon mal kurz im Artikel zu Blogsuchmaschinen angeteasert.
Aber ich schweife ab. Jetzt bin ich über einen Artikel gestolpert (always late to the party), der sich genau diesem Thema annimmt.
Beschäftigt sich die Blogosphäre zu viel mit sich selbst?
Ja! Viele bloggen, verlinken und springen auf die Themen auf. Es gibt hier ein Stöckchen und dort. Da auch. Aber da fehlen oft Inhalte. Und das meine ich gar nicht mal negativ. Wenn ich etwas neues habe oder etwas entdeckt habe, an dem ich viel Freude habe, dann referenziere ich mich hier auch selbst und rede darüber.
Wie ein ehemaliger Raucher oder Neu-Vegetarier. Manchmal wird man etwas zum Evangelisten. Das ist auch gar nicht schlimm. Aber das ist für andere nur semi-interessant und deshalb finde ich schon, dass sich die Blogosphäre zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Und natürlich werden Themen gesetzt, diskutiert und auch ich profitiere unheimlich davon, kann meinen Horizont erweitern oder auch kritisch Stellung beziehen. Eine lebendige Diskussionskultur.
Die Frage ist aber: reicht mir das aus oder möchte ich mich weiter entwickeln.

Ich glaube, was mich damals wie heute an Blogs fasziniert – trotz oder gerade wegen ihrer Selbstbezüglichkeit – ist, dass sie Räume sind, in denen man einfach losschreiben darf. Ohne Purpose, ohne „Wertschöpfung“, ohne Reichweite. Einfach mal sagen: Das hier bewegt mich gerade. Punkt. Und vielleicht liest es jemand, vielleicht auch nicht. Aber es steht da. Wie eine Flaschenpost. Und vielleicht ist genau das der Unterschied zu den anderen Netzwerken, in denen sich alles schneller, lauter und oft auch richtiger anfühlen muss. In der Blogosphäre darf man falsch liegen. Man darf sich wiederholen. Man darf wachsen. Oder stehen bleiben. Hauptsache, man macht’s öffentlich. Und vielleicht ist das ja schon genug.
Auf der anderen Seite hat die Blogosphäre vielleicht nie ganz gelernt, loszulassen. Weder von sich selbst, noch von diesem Gefühl, dass da draußen irgendwo ein „Wir“ existiert, das nur kurz offline war. Und so wird heute wieder gebloggt wie früher, nur mit mehr Ironie, mehr Achtsamkeit und besseren Fonts. Dabei ist das Grundrauschen dasselbe geblieben: ein ständiges Kreisen um die eigene Position in einem Netzwerk, das in Wirklichkeit gar kein Netz ist, sondern eher ein Haufen lose geknüpfter Fäden. Mal zieht man daran, mal lässt man’s bleiben. Und trotzdem ist es schön, wenn jemand zurückzieht. Ich weiß es nicht. Eine Mischung aus all dem ist es sicher.
Auf die technischen Hintergründe die es braucht, wie zB. die Techniken des Indieweb für die Referenzierung (Pingbacks 2.0), weniger Social Media Silos diesdas, darauf gehe ich hier nicht ein.
PPS: Ich möchte an dieser Stelle kurz auf meinen Rant bezüglich der Kürzung von RSS-Feeds durch die Blogsoftware selbst hinweisen. Da ging das nämlich schon los.
Ich hasse KI-generierte Blogbildchen! Bild generiert mit KI (ChatGPT mit Bildfunktion, OpenAI), Mai 2025.