Ungefähr vor 20 Jahren. Du bist Anfang 20, der Männertag steht an – und natürlich bist du mit deinen Jungs verabredet. Du weißt genau, wo ihr euch trefft. Es sind immer alle da, es war nie eine Frage. Du bist gut gelaunt, hast keine Verpflichtungen – außer dir selbst gegenüber.
Über das Mittagessen hast du nicht groß nachgedacht. Eine Pizza in den Ofen geschoben, fertig. Das Leben ist leicht.
Ihr plant einen Ausflug. Jeder bringt seine Lebensfreude mit, ihr freut euch ehrlich aufeinander. Und der Tag wird großartig – einer, von dem ihr später noch oft reden werdet. Einer, den man in Erinnerung behält, einfach weil alles stimmte.
Heute ist das anders.
Das Leben hat euch eingeholt – auf gute Weise, aber eben auch auf eine andere. Beruf, Familie, Termine, Verantwortung. Es ist schwer, sich zu treffen. Und wenn es doch gelingt, fehlt immer jemand.
Gerade deshalb bin ich dankbar für diesen Tag: Christi Himmelfahrt, dieser Feiertag, der Brückentag, das verlängerte Wochenende. Ein kleines Zeitfenster im Jahr, in dem es manchmal wirklich klappt. Ein stilles Commitment, das irgendwie alle einhalten.
Dann sind sie da. Die alten Freunde. Wir sehen uns endlich wieder, reden, tauschen uns aus, hören zu, stützen einander – oder wandern einfach nur gemeinsam los.
Leben ist gut. Freundschaft ist wichtig. Zum Glück sind da welche.
Natürlich ist der Männertag nicht frei von Problemen. Es gibt gute und berechtigte Fragen: Warum gibt es keinen vergleichbaren Feiertag für Frauen (oder alle Menschen)? Warum wird dieser Tag oft mit Alkoholexzessen oder fragwürdigen Bildern assoziiert?
All das stimmt – und das sollte man nicht wegwischen. Aber darum geht es hier nicht.
Für uns ist dieser Tag ein seltenes Zeitfenster, in dem Freundschaft zählt. Ein Moment der Verlässlichkeit, des Zusammenkommens, ein Innehalten im Trubel des Alltags. Kein Feiern auf Kosten anderer, sondern ein Erinnern daran, dass es Menschen gibt, die einen durchs Leben begleiten. Und das ist, unabhängig vom Geschlecht, einfach kostbar.
