The Smiths: Eine Hommage an eine ikonische Band und ihren kontroversen Frontmann
In diesem Artikel beschreibe ich den Werdegang der Band The Smiths aus einer Fanboy Perspektive, gehe ein bisschen auf die Kontroverse Morrissey ein und fordere am Ende eine Reunion für immer mit einem geläuterten Sänger.
Die britische Band The Smiths, gegründet 1982 in Manchester (schon wieder), revolutionierte die independent Musikszene der 1980er Jahre wie kaum eine andere Band und hinterließ ein bleibendes Erbe, das bis heute nachhallt. Die Band, bestehend aus Morrissey (Gesang), Johnny Marr (Gitarre), Andy Rourke (Bass) und Mike Joyce (Schlagzeug), zeichnete sich durch ihr einzigartiges Zusammenspiel, poetische Texte und einen Sound aus, der sich bewusst vom synthielastigen Mainstream jener Tage abhob.

Die Anfänge und musikalische Meilensteine
Die Geschichte von The Smiths begann, als der Gitarrist Johnny Marr 1982 an die Tür des angehenden Sängers Steven Patrick Morrissey klopfte, um ihn zur Formation einer Band zu überreden. So schnell und so kurz ging das natürlich nicht, aber so ungefähr.
Die bescheidenen Anfänge einer Legende: Wie sich Morrissey und Marr fanden
Die Gründungsgeschichte von The Smiths liest sich wie eine moderne Märchenerzählung – unkonventionell, unwahrscheinlich und doch von historischer Bedeutung. Im Mai 1982 klopfte der 18-jährige Gitarrist Johnny Marr (geboren als John Martin Maher) an die Tür des zurückgezogen lebenden Steven Patrick Morrissey in Stretford, Manchester. Marr, der von Freunden oft als „energiegeladener Visionär“ beschrieben wurde, suchte einen Lyriker und Sänger für seine neue Band. Morrissey, damals 23 Jahre alt, galt in der lokalen Musikszene als exzentrischer Außenseiter – ein belesener, introvertierter Mann, der in einem Zimmer voller Bücher über Feminismus, Filmkunst und Musik lebte und sich mit biografischen Werken über James Dean und die New York Dolls einen Namen gemacht hatte.
Ihr erstes Treffen war von sofortiger kreativer Chemie geprägt. Marr, beeindruckt von Morrisseys Sammlung seltener 45er-Singles (darunter Sandie Shaw und die Shangri-Las), spielte ihm einen obscuren B-Seiten-Track der Marvelettes vor – „You’re the One“ – und sang dazu, um seine Leidenschaft für Popgeschichte zu demonstrieren. Morrissey, der sonst kaum Besuch empfing, war fasziniert von Marrs musikalischer Tiefe und seinem Enthusiasmus. In den nächsten Stunden diskutierten sie über Patti Smith, die New York Dolls, Rockabilly und die Bedeutung von Authentizität in der Musik. Marr verglich ihre Begegnung später mit der Legende von Leiber und Stoller, dem ikonischen Songwriter-Duo der 50er-Jahre.
Innerhalb weniger Wochen begannen sie, Songs in Marrs Dachzimmer zu schreiben. Ihr erster Track, „The Hand That Rocks the Cradle“, war von Patti Smiths „Kimberly“ inspiriert, während „Suffer Little Children“ Morrisseys düstere Reflexionen über die Moor-Morde in Manchester verarbeitete. Mit einem TEAC-Kassettenrekorder nahmen sie Demos auf, darunter auch eine Coverversion des Girl-Group-Klassikers „I Want a Boy for My Birthday“ – eine bewusst subversive Wahl, um sich vom Mainstream abzuheben.
Die Band komplettierten sie mit Andy Rourke (Bass), einem Schulfreund von Marr, und Mike Joyce (Schlagzeug), der sich angeblich unter Einfluss von Magic Mushrooms vorstellte. Der Name „The Smiths“ wurde gewählt, um die „Gewöhnlichkeit“ zu feiern – Morrissey erklärte: „Es war der ordinärste Name, und ich dachte, es sei Zeit, dass die ordinären Leute der Welt ihre Gesichter zeigen“ . Ihr erster Live-Auftritt im Ritz in Manchester im Oktober 1982 war ein bewusst theatralisches Spektakel: Morrissey ließ seinen Freund James Maker als Go-Go-Tänzer auftreten, während die Band zu Klaus Nomis Version von „The Cold Song“ auf die Bühne marschierte.
Trotz früher Rückschläge – EMI lehnte sie ab, Factory Records zeigte kein Interesse – unterschrieben sie 1983 bei Rough Trade Records. Ihre Debütsingle „Hand in Glove“ (1983) floppte kommerziell, wurde aber zur Hymne der aufkeimenden Indie-Szene. Radio-DJ John Peel, ein früher Förderer, lobte: „Man konnte nicht sofort hören, welche Platten sie hörten. Das ist äußerst selten“. Die Mischung aus Morrisseys existenzieller Lyrik und Marrs „Jangle-Pop“-Gitarrenklang schuf eine neue Sprache für die verlorene Jugend der Thatcher-Ära.
Dieser Ursprung – zwei Außenseiter, die in einem Vorstadthaus zusammentrafen – legte den Grundstein für eine der einflussreichsten Bands der 80er-Jahre. Ihre Symbiose aus literarischer Tiefe und musikalischer Innovation machte The Smiths zur Stimme einer Generation, die nach Authentizität dürstete.
Ihr Debütalbum "The Smiths" erschien 1984 und erreichte auf Anhieb Platz zwei der britischen Charts. Es folgten drei weitere Studioalben, die allesamt zu Meilensteinen wurden:
- Meat Is Murder (1985): Das einzige Nummer-eins-Album der Band, politisch engagierter als sein Vorgänger und geprägt von Morrisseys militanten Vegetarismus
- The Queen Is Dead (1986): Von Kritikern gefeiert und oft als ihr magnum opus bezeichnet, brachte der Band auch mainstream-Erfolg in Europa
- Strangeways, Here We Come (1987): Das letzte Studioalbum, das bereits von den Spannungen innerhalb der Band gezeichnet war
Trotz ihrer relativ kurzen Karriere bis zur Trennung 1987 prägten Hits wie "This Charming Man", "Heaven Knows I'm Miserable Now" und "How Soon Is Now?" eine ganze Generation und mich, der wie immer spätgeboren erst im Nachgang, nach der schillernden Existenz, überhaupt erst anfing ihre Musik zu hören - und zu versinken.
Der Sound: Johnny Marrs ikonische Gitarrenarbeit
Zentral für den unverwechselbaren Sound der Smiths war das Gitarrenspiel von Johnny Marr. Sein "jangle pop"-Stil – gespielt auf Rickenbackern, Fender Telecastern und einer Vielzahl anderer Gitarren – war eine bewusste Abkehr vom dominanten Synthie-Pop der Ära.
Marrs Spielweise war melodisch, komplex und doch eingängig; sie verwebte sich perfekt mit Morrisseys Gesang. Sein Einsatz von Chorus-Effekten, vor allem durch den Roland JC-120 Verstärker und Boss CE-2 Chorus Pedale, wurde zu einem Markenzeichen des Smiths-Sounds. Marr selbst sah seinen Ansatz weniger als geplant, sondern als intuitiv an:
"Dieser jangle-Sound war nicht vorgeplant... er entstand einfach, weil alles andere nicht richtig klang".
Morrissey: Die Stimme einer Generation
Morrissey, geboren am 22. Mai 1959 in Manchester als Steven Patrick Morrissey, wurde zur Stimme des unterdrückten und desillusionierten Jugendlichen.

Aufgewachsen in einer working-class, irisch-katholischen Familie, entfloh er seiner "düsteren" Kindheit durch eine obsessive Liebe zur Popmusik und Literatur. Seine Texte handelten von emotionaler Isolation, sexuellem Verlangen, kindlicher Nostalgie und gesellschaftskritischem Sarkasmus, gespickt mit Referenzen an Kultfilme und Autoren wie Shelagh Delaney und Oscar Wilde. Sein exzentrischer Bühnenauftritt – geschmückt mit Hörgerät, Blumen und schweren Halsketten – und seine öffentliche Pflege einer sexuell ambigen Ausstrahlung machten ihn zu einer so faszinierenden wie polarisierenden Figur.
Das Zerwürfnis: Warum die Smiths sich trennten
Trotz ihres immensen Erfolgs und ihrer wachsenden Popularität löste sich die Band bereits 1987 auf – ein Schock für die Musikwelt. Die Gründe für die Trennung waren vielschichtig und resultierten aus einer Kombination von kreativen Differenzen, managementbedingten Spannungen und persönlichen Erosionen. (1)
Kreative Erschöpfung und unterschiedliche Visionen: Johnny Marr, der kreative Kopf hinter der Musik, fühlte sich zunehmend eingeengt durch den stilistischen Rahmen der Smiths. Er sehnte sich nach musikalischer Exploration beyond den Jangle-Pop-Sound, den er mitbegründet hatte. In Interviews betonte er, dass es "Dinge gab, die ich musikalisch tun wollte, für die in den Smiths einfach kein Platz war". (2) Morrissey hingegen sah die Band als sein lebenslanges Projekt und äußerte später, er habe geglaubt, die Smiths würden "mindestens dreißig Alben" machen.
Kommunikationsversagen und persönliche Entfremdung: Marr wählte einen radikalen Ansatz, um seinen Frust zu kommunizieren: Er zog sich zurück. Anstatt seine Unzufriedenheit offen mit der Band zu diskutieren, kaufte er ein One-Way-Ticket nach Los Angeles und begann, mit anderen Musikern wie den Talking Heads zu arbeiten. Dieses "stille Zurückziehen" anstelle eines direkten Dialogs verhinderte jede Möglichkeit der Kompromissfindung oder einer geordneten Pause. Morrissey beschrieb diese Zeit als rätselhaft: "Der gärende Verfall, der die Smiths niedergestreckt hatte, blieb von Johnny unoffengelegt".
Externe Belastungen und Managementfehler: Die Band war auch mit erheblichen externen Druck konfrontiert. Ihr Verhältnis zum Plattenlabel Rough Trade war angespannt, und es gab wiederholt Streitigkeiten über Vertragsdetails und die Vermarktung. Morrisseys zunehmende Unzuverlässigkeit bei Terminen, z.B. durch einen Vorfall während eines Video-Drehs für "Sheila Take A Bow" im April 1987, als er einfach nicht erschien, verstärkte die Frustration. Dieser konkrete Vorfall wird oft als der letzte Sargnagel beschrieben, der Marrs Entscheidung besiegelte, die Band zu verlassen.
Rechtliche Konflikte: Nach der Trennung eskalierte die Situation vollends durch gerichtliche Auseinandersetzungen. Der Schlagzeuger Mike Joyce und Bassist Andy Rourke verklagten Morrissey und Marr wegen unzureichender Beteiligung an den Bandeinnahmen. Obwohl Morrissey und Marr in diesem Rechtsstreit eigentlich auf derselben Seite standen, offenbarte der Prozess die Tiefe der Zerrüttung und machte jede Zukunft der Band unmöglich

Die Solokarriere: Von "Viva Hate" bis heute
Nach der Trennung der Smiths im Jahr 1987 startete Morrissey eine äußerst erfolgreiche Solokarriere. Sein Debütalbum Viva Hate (1988) wurde ein sofortiger Kritiker- und Publikumserfolg. In den folgenden Jahrzehnten veröffentlichte er regelmäßig neue Alben, die ihm eine treue Fangemeinde erhielten, auch wenn der kommerzielle Massenerfolg der Smiths-Zeit ausblieb.
Musikalisch fand er in Gitarristen wie Alain Whyte und Boz Boorer neue Mitstreiter, die den typischen Morrissey-Sound weiterentwickelten. Themen wie Einsamkeit, Melancholie und gesellschaftliche Anprangerung blieben seine Markenzeichen, auch wenn sein Image sich von dem des sensiblen Außenseiters hin zu einer robusteren, manchmal mit working-class-Maskulinität spielenden Figur wandelte.
Der Weg in die Kontroverse
In jüngerer Zeit ist Morrissey jedoch weniger für seine Musik als für seine kontroversen und oft als verstörend empfundenen öffentlichen Äußerungen bekannt geworden. Morrissey ist ein ziemliches Arschloch (geworden).
- Vorwürfe des Rassismus: Bereits in den 1990ern sah sich Morrissey mit Rassismusvorwürfen konfrontiert, ausgelöst durch Lieder wie "Bengali In Platforms" und seinen Auftritt bei einem Madness-Konzert, bei dem er in eine Union Jack-Flagge gehüllt auftrat – ein Symbol, das oft mit rechtsextremen Gruppierungen assoziiert wird
- Umstrittene politische Kommentare: Morrissey hat sich wiederholt mit ausländerfeindlichen, islamkritischen und verschwörungstheoretischen Äußerungen hervorgetan. In einem Interview verteidigte er sich gegen Rassismusvorwürfe, indem er erklärte, diese seien nur ein Mittel "verrückter Linker", um sachliche Argumente zu unterdrücken
- Support für rechtsextreme Parteien: Besonders bestürzend für viele Fans war sein Bekenntnis zur britischen rechtsextremen Partei "For Britain". Morrissey begründete seine Unterstützung damit, dass sie die einzige Partei sei, die Tierrechte in ihrem Programm habe, und blendete dabei deren ultra-nationalistische Ausrichtung geflissentlich aus. Eigentlich hat er nur ein Vehickel gesucht (Tierrechte) um offen rechts sein zu können.
Ein bittersüßes Vermächtnis
Das Vermächtnis von The Smiths bleibt unangetastet von den Kontroversen des Frontmanns. Die Band gilt nach wie vor als eine der einflussreichsten und wichtigsten Bands der 1980er Jahre. Ihre Musik, getragen von Johnny Marrs zeitloser Gitarrenarbeit und dem einzigartigen Zusammenspiel der Band, spricht auch neue Generationen immernoch direkt an. Morrisseys Solowerk gibt vielen Menschen nach wie vor Kraft und Trost, auch wenn die jüngeren Entwicklungen um seine Person dieses Erbe für viele auf bittersüße Weise überschatten.
Ich höre derzeit wieder ständig The Smith und Morrissey, ich liebe die Songs, ich liebe die Texte, ich bade darin. Tatsächlich völlig losgelöst von einer politischen Debatte eines Morrisseys. Allerdings ist das einen kontrovers zu disktuierenden Streitpunkt wert. Verteidigt ihr das oder sagt ihr wie bei Puff Daddy: Werk und Person kann man nicht von einander unabhängig betrachten?
Ressourcen
- Wikipedia – The Smiths
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Smiths - Classic Pop Magazine – The Smiths – the complete guide
https://www.classicpopmag.com/features/the-lowdown-the-smiths/ - Far Out Magazine – Why did The Smiths break up?
https://faroutmagazine.co.uk/why-did-the-smiths-break-up/ - EBSCO Research Starters – The Smiths (music group)
https://www.ebsco.com/research-starters/music/smiths-music-group - Britannica – The Smiths
https://www.britannica.com/topic/the-Smiths - Rolling Stone – The Smiths Offer Up This Charming Timeline
https://www.rollingstone.com/music/music-news/the-smiths-offer-up-this-charming-timeline-77734/ - NME – Johnny Marr opens up about the reasons behind The Smiths’ split
https://www.nme.com/news/music/1801948-1801948 - MOJO – The Birth Of The Smiths
https://www.mojo4music.com/articles/stories/the-birth-of-the-smiths/ - Quirk Books – The Best Literary References in The Smiths' Lyrics
https://www.quirkbooks.com/the-best-literary-references-in-the-smiths-lyrics/ - Fast Company – Please Please Please Let This Smiths Interactive Timeline...
https://www.fastcompany.com/3027225/please-please-please-let-this-smiths-interactive-timeline-show-you-the-bands-history/
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