to love is to lose

and to lose is to die

Ich mag den Regen. Er kündet von Ruhe. Er zeugt von Frieden. Regen spült alles weg. Nicht umsonst ist der Regen in allerlei Songs, z.B. in der Freundeskreis-Adaption des Ton-Steine-Scherben-Songs "Halt Dich An Deiner Liebe Fest" verankert und thematisiert [1];

"Wartest auf das Gewitter das die Seelen kühlt
Weil Du glaubst das der Regen Deinen Schmerz wegspült
Träumst von nackten Füßen..."

Oft denke ich bei solcherlei Wassersätzen, dass ich die Reise ins Jenseits vielleicht auch schon längst gebucht habe. Na und? Natürlich! Wie auch nicht? Ich meine,

Die Zukunft kiegt jeden dran!

und ich glaube - nichts ist sicherer als das, oder?
Aber wie dem auch sei, starre ich wieder durch das große Schrägfenster und hinaus in die Nacht, vor mir liegt dieser Dom. Und er thront dort, wie er es schon seit was weiß ich, vielleicht 1492 [2] tut. Und die Welt dreht sich weiter. Jede Sekunde. Wichtig ist beim Starren natürlich eine Schallplatte im Hintergrund, die sich ganz ähnlich wie die Welt fortwährend dreht und tiefdunkle Songs spielt. Aber natürlich auch ein Weißwein-Glas in der Hand, als ob man der Melancholie eben extra noch Ausdruck verleihen müsste. Vielleicht so wie damals der Kapitän der Titanic, der laut Peter Schilling das "Das Whiskey-Glas in der Hand" hielt.
Und nein, ich versuche hier keine weitere Anleitung zum Unglücksein zu schreiben, wie das dereinst und heuer ohnehin nur Paul Watzlawick [3] konnte. Denn ich schweife ab. Und ich schreibe. Das ist alles!

The Meaning Of Love

höre ich in diesem Moment Steve Kuhn von Schallplatte singen. Es ist ertsaunlich, dass dieses wichtige Werk schon so alt ist. Verhältnismäßig alt. Und so verhältnismäßig gut. Ein grandioser Song auf einem gleichnamig-grandiosen Album. Ich frage mich an dieser Stelle jedoch, wieso ich den Alltag unerträglich und das Triviale enorm mache, was mich antreibt unterzugehn. Was meine Triebfeder ist nicht glücklich zu werden. Oder entspannt. Zufrieden. Warum ich diese innere Zufriedenheit nicht erlangen kann und das Schwer dieser Welt einfach so arg auf meinen Schultern lastet. Das frage ich mich in diesen Sekunden, ich frage es in den Wein [4] hinein.
…Und mein Text längt sich. Aber er nimmt keine Gestalt an. Es ist vielmehr eine Ansammlung wahllos liegender Wortfetzen. Dunkel und überfahren. Vielleicht zerschmettert und in rot, auf weißen Büttenpapier. Büttenpapier, wie das klingt. Ich habe noch nie Büttenpapier gesehen, würde aber gern mal mit meinem Füllfederhalter darauf schreiben. Ich schreibe schließlich nicht nur Notizen gern in mein Heft, ich schreibe auch Lyrik mit ihm und das en gros.
Zurück zur Ausgangsfrage also, jener nach der Existenz. Meiner Existenz. Also: warum nur bin ich in mir drin so unfassbar schwer? So schwer, dass ich mir allerorts Leichtigkeit organisieren muss, um die Schwere dieser schwarzen Existenz, dieser unendlichen Masse, wenigstens hin und wieder mal tragen zu können?

Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich der ultimativen Traurigkeit [5] hinterher laufe.

Wie die Nacht einfach jeden Umlauftag über die Dächer zieht, mit ihren funkelnden Augen Hallo sagt und mich in ihrem schwarzen Schlund ganz nach unten saugt, so als ob wir eins wären und nichts dazwischen käme, nicht mal Hoffnung.

Bis bald.


  1. Metapher und Ausdruck für aufgeräumte Ruhe - und Endlichkeit. Er reinigt uns - direkt und im übertragenen Sinne. Die Natur und die Seele. Das Gewissen und den Landstrich. ↩︎

  2. Der Erfurter Dom (früher auch Marienkirche) ist der wichtigste und älteste Kirchenbau in Erfurt. Er ist 81,26 m hoch und besitzt mit der Gloriosa die größte freischwingende, aus dem Mittelalter stammende Glocke der Welt. St. Marien wurde 1117 erstmals urkundlich bezeugt. ↩︎

  3. Hier der Link zu diesem wichtigen "Werk". ↩︎

  4. I Heard It Through the Grapevine. ↩︎

  5. Die Ultimate Traurigkeit hat viele Gesichter, aber am Ehesten würde ich sie jetzt gerade mit Love Will Tear Us Apart der Britischen Postpunk-Band Joy Division vergleichen. ↩︎



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