Weil der Bjorn gerade davon angefangen hat neues Hifi Equipment fürs Wohnzimmer anzuschaffen und mich damit sofort gekriegt hat, möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, meine Vintage Hifi Stereo Anlage zu zeigen. Ich lege Wert auf gute Schallplatten-Qualität, die ich nach wie vor neu und gebraucht erwerbe. Allerdings bin ich kein Sammler oder Spekulatius, ich höre die Vinyls einfach wann immer mir danach ist. So wie heute Vormittag. Und entspanne dabei großartigst. Schönste Form der Entschleunigung, wie man sagt.
So wie er habe auch ich eine Musikecke, welche ich folgendermaßen eingerichtet habe. Nur echt mit "Hörsessel" 😄

Pioneer SA-8500 II – Der legendäre Verstärker mit Seele

Der Pioneer SA-8500 II ist nicht nur irgendein Verstärker – er ist das akustische und ästhetische Zentrum meiner Anlage. Gebaut wurde er um 1976–1977 als Teil der legendären Pioneer SA-Serie, die für ihren kompromisslosen Qualitätsanspruch und ihre exzellente Schaltungstechnik bekannt ist. Der SA-8500 II ist ein echtes Schwergewicht unter den Vintage-Verstärkern – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne.
Dual-Mono für präzisen Klang
Der Verstärker basiert auf einem symmetrischen Dual-Mono-Aufbau (Foto): Die beiden Kanäle sind weitgehend unabhängig aufgebaut, was eine hervorragende Kanaltrennung und ein sehr sauberes Stereobild ermöglicht. Statt integrierter Schaltkreise setzt Pioneer hier vollständig auf diskrete Transistortechnik – ein technischer Aufwand, der sich bis heute im warmen, klaren Klang auszahlt.
Mit 2×60 Watt an 8 Ohm (nach RMS) und beeindruckenden Leistungsreserven treibt der SA-8500 II problemlos selbst anspruchsvollere Lautsprecher an. Die dynamische Wiedergabe, gepaart mit einem sehr natürlichen, analogen Klangbild, macht ihn zum idealen Verstärker für Schallplatte und klassische Musikquellen.
Phono-Freundlich und benutzerorientiert
Besonders erfreulich für Vinylfreunde: Der Verstärker verfügt über zwei Phono-Eingänge, wobei einer sogar zwischen MM und MC umschaltbar ist (je nach Revision). Das erlaubt den parallelen Anschluss von zwei Plattenspielern oder Systemen – ideal für audiophile Vergleiche oder DJ-Setups im Wohnzimmerstil.
Zahlreiche Klangregelungsmöglichkeiten (Bass, Treble, Loudness, Mono/Stereo, Filters, Tone Defeat) und ein massiver, griffiger Lautstärkeregler machen die Bedienung zu einem echten haptischen Vergnügen. Diese Maschine fühlt sich nicht nur wertig an – sie ist es auch.
Design für die Ewigkeit
Das Gehäuse aus gebürstetem Aluminium, die satt rastenden Kippschalter und die markanten VU-Skalen auf der Front strahlen pure 70er-Jahre-HiFi-Ästhetik aus. Die Holz-Seitenteile (optional bei einigen Modellen) geben dem Gerät den optischen Abschluss und passen wunderbar in jedes Vintage-Setup.
Der SA-8500 II ist dabei nicht protzig, sondern sachlich-elegant – ein Design, das technische Präzision und Understatement auf gelungene Weise vereint.
Fazit
Der Pioneer SA-8500 II ist mehr als nur ein Verstärker – er ist ein Symbol für die Hochblüte der analogen HiFi-Technik. In einer Zeit, in der Klangqualität noch wichtiger war als Funktionsvielfalt und ein Gerät für Jahrzehnte gebaut wurde, steht der SA-8500 II für eine Philosophie, die ich auch heute noch teile: Klang muss erlebt, nicht nur gehört werden.
Allgemein
- Hersteller: Pioneer
- Modell: SA-8500 II
- Typ: Vollverstärker
- Baujahre: 1977 - 1979
- Hergestellt in: Japan
- Farbe: Front Silber
- Fernbedienung: nein
- Leistungsaufnahme: 490 Watt max.
- Abmessungen: 420 x 150 x 345 (BxHxT)
- Gewicht: 13 kg
- Neupreis ca.: 1.400,- DM
Pioneer TX-7800 – UKW-Kultur auf höchstem Niveau

Passend zum Verstärker stammt mein Pioneer TX-7800 Tuner ebenfalls aus der zweiten Hälfte der 70er Jahre. Als reiner FM/AM-Tuner überzeugt er durch exzellente Empfangsqualität und extrem niedrige Verzerrungswerte. Das Gerät nutzt Pioneers Quartz-Locked PLL-Schaltung, was für eine äußerst präzise Senderwahl sorgt – selbst heute noch ein Genuss beim Durchstöbern der UKW-Landschaft.
Der TX-7800 war zur Zeit seiner Veröffentlichung ein echtes High-End-Gerät und ist bis heute unter Sammlern beliebt, nicht zuletzt wegen seines ikonischen Tuning-Zeigers und der warm leuchtenden Skalenbeleuchtung.
Sankyo STD-1800 – Die Kassette lebt, die Erde bebt, lasst es raus!

Das Sankyo STD-1800 ist ein Stereo-Kassettendeck aus den späten 1970er Jahren, das für seine zuverlässige Mechanik und klare Klangwiedergabe geschätzt wird. Als 2-Kopf-Deck mit Dolby B Rauschunterdrückung bietet es eine ausgewogene Performance für Liebhaber analoger Tonträger, allerdings steht es qualitativ nicht in einer Reihe mit dem SA 8500 oder dem Technics SL 10. Aber es rundet mein Set ganz gut ab.
Technische Daten:
- Kopfkonfiguration: 1 Aufnahme/Wiedergabe-Kopf, 1 Löschkopf
- Bandgeschwindigkeit: 4,76 cm/s
- Unterstützte Bandtypen: Typ I (Normal), FeCr, CrO₂
- Frequenzgang: 40 Hz bis 15 kHz (bei Verwendung von CrO₂-Bändern)
- Signal-Rausch-Verhältnis: 63 dB mit Dolby B
- Gleichlaufschwankungen (Wow and Flutter): 0,095 %
- Verzerrung: 2,5 %
- Abmessungen: 360 × 150 × 250 mm
- Gewicht: ca. 6,2 Kg
Das Gerät verfügt über ein analoges 3-stelliges Bandzählwerk, manuelle Bandtypwahl und ein robustes Frontladesystem.Mit 18 Transistoren, 2 ICs und 19 Dioden im Inneren zeigt es die solide Ingenieurskunst der damaligen Zeit. Das schlichte Design mit Aluminium-Frontplatte und mechanischen Tasten verleiht ihm einen zeitlosen Vintage-Charme.
Obwohl Sankyo heute weniger bekannt ist, war das Unternehmen ein bedeutender OEM-Hersteller für viele Marken und baute zuverlässige Kassettendecks, die bis heute geschätzt werden. Das STD-1800 ist ein Beweis für die Qualität und Langlebigkeit dieser Ära.
Die Kassette lädt schräg in das Gerät hinein und wird auch so abgespielt, sieht cool aus.
Technics SL-10 – Tangentiale Ikone mit Museumsehre

Der Technics SL-10, gebaut ab 1979, ist mehr als nur ein Plattenspieler – er ist ein echtes Design- und Technikdenkmal. So sehr, dass er es in die ständige Sammlung des Museum of Modern Art (MoMA) in New York geschafft hat. Und das zu Recht: Der SL-10 war seinerzeit revolutionär, weil er mehrere Innovationen in einem kompakten, schlichten Gehäuse vereinte. Er ist neben meinem Pioneer SA 8500II das besondere Stück in meinem Hifi-Turm.
Design trifft Ingenieurskunst
Anders als herkömmliche Dreher mit schwenkbarem Tonarm besitzt der SL-10 einen vollautomatischen, tangentialen Tonarm, der die Abtastung so exakt wie im Studio ermöglicht. Der Tonarm bewegt sich beim Abspielen linear zur Plattenrille, was Spurfehlwinkel und Verzerrungen drastisch reduziert. Der kompakte Aufbau entspricht genau dem Format einer Schallplatte (12″ × 12″) – eine bewusste Designentscheidung, die ihn besonders wohnzimmertauglich machte.

Der Plattenteller ist direktgetrieben und quarzgeregelt, was für maximale Laufruhe und Drehzahlstabilität sorgt. Selbst die Staubschutzhaube ist technisch clever: Sie ist luftgedämpft und lässt sich vertikal wie horizontal betreiben – ja, der SL-10 spielt theoretisch sogar aufrecht!
Der legendäre Tonabnehmer: EPS-310MC
Dein Exemplar besitzt den originalen Technics EPS-310MC Moving-Coil-Tonabnehmer, der eigens für den SL-10 entwickelt wurde. Es handelt sich dabei um ein echtes High-End-System, das einen sehr breiten Frequenzgang und beeindruckende Dynamik liefert – eine Rarität, da MC-Systeme in dieser kompakten P-Mount-Bauform sonst kaum zu finden sind.
Hinweis: Da MC-Systeme nicht wie MM-Systeme ausgetauscht oder nachjustiert werden können, ist der Erhalt des Originals ein echter Glücksfall für Sammler und Vinylpuristen.

Ein Stück Zukunft aus der Vergangenheit
Der SL-10 war ein technologischer Quantensprung in der analogen HiFi-Welt. Trotz seiner geringen Größe und zurückhaltenden Erscheinung galt er schon zur Markteinführung als Flaggschiff-Modell von Technics – und spielt auch heute noch in der Oberliga. Sein Museumseintrag im MoMA unterstreicht, dass hier Form und Funktion auf höchstem Niveau vereint wurden.
An dieser Stelle hatte ich schon mal ganz ausführlich nur über meinen Schallplattenspieler geschrieben.
Fazit
Jedes dieser Geräte hat seine eigene Geschichte, seine eigene Klangfarbe und seinen eigenen Platz in meinem Herzen – und auf meinem HiFi-Rack. Für mich bedeutet Vintage HiFi nicht nur Nostalgie, sondern echtes Musikerleben mit Stil und Seele. Wer einmal bewusst über so eine Anlage gehört hat, versteht, warum wir Liebhaber sie so schätzen.