Kennt ihr Bonfire? Das dezentrale Social-Mesh-Netzwerk?

Kennt ihr Bonfire? Das dezentrale Social-Mesh-Netzwerk?

Ich auch nicht, aber gestern Abend saß ich ein wenig am alten Powermac G5 (I use ARCH btw.) und surfte ein bisschen durch das Fediverse, als mir ein Link unterkam, der mich neugierig machte. Ich habe mich dann etwas eingelesen und versuche das mal hier aufzuschreiben und mit euch zu teilen.

Bonfire ist also ein quelloffenes, dezentrales Social-Mesh-Netzwerk, das sich von großen Plattformen dadurch unterscheidet, dass es Communities die vollständige Kontrolle über ihre digitalen Räume gibt. Es handelt sich weniger um eine einzelne Plattform, sondern vielmehr um ein modulares Framework, mit dem man ein eigenes soziales Netzwerk hosten und anpassen kannst.

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Bonfire ist keine einzelne Plattform (wie Mastodon) sondern ein modulares Framework, mit dem sich ein eigenes soziales Netzwerk abbilden lässt.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Kernfunktionen von Bonfire:

FunktionBeschreibung
🤝 GemeinschaftsorientiertGestaltet für echte Gemeinschaften, nicht für abstrakte "Nutzer"; Fokus auf Beziehungen und gegenseitige Fürsorge.
🎛️ Modular & AnpassbarFunktionen werden als Erweiterungen bereitgestellt, die je nach Bedarf ein-, ausgeschaltet oder angepasst werden können. Es gibt verschiedene "Varianten" (z.B. Bonfire Social) als Startpunkt.
🌐 FöderiertVerbindet sich nahtlos mit dem "Fediverse" (z.B. Mastodon, PeerTube) über das ActivityPub-Protokoll.
🔐 Grenzen & KreiseErstelle private Kreise (z.B. "Freunde", "Projektteam") und kontrolliere genau, wer deine Inhalte sehen, kommentieren oder bearbeiten darf ("Grenzen").
📬 Anpassbare FeedsErstelle eigene Feeds, indem du Inhalte nach Typ, Kreis, Quelle u.v.m. filterst und sortierst.
🧳 Mehrere ProfileEin Account kann mehrere Profile mit eigenen Followern und Einstellungen verwalten (z.B. für privat, Projekt, Beruf).
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Das Projekt Bonfire wurde im Jahr 2020 mit einer klaren Mission gegründet: nachhaltige, quelloffene Werkzeuge zu schaffen, mit denen Gemeinschaften sich sinnvoll vernetzen, koordinieren und gemeinsam Entscheidungen treffen können .

Ihre Vision ist es, eine Welt zu gestalten, in der alle Lebewesen gedeihen und Gemeinschaften aufblühen können – frei von privaten Interessen und kapitalistischer Kontrolle . Sie positionieren sich bewusst als Gegenentwurf zu Big Tech, der für Profit zentralisiert, und Blockchain-Projekten, die Souveränität über Solidarität stellen. Beide, so die Überzeugung der Entwickler, lassen kollektive Fürsorge und echte Gemeinschaftsbedürfnisse zurück .

Die treibende Kraft hinter Bonfire ist eine tiefe Unzufriedenheit mit dem aktuellen Zustand sozialer Medien, die ich sehr teile. Auch ich bemerke regelmäßig wie sehr uns die Social Media Silos das freie Web kaputt machen, wie sehr wir auf Projekte wie das INdieweb oder das AT-Protokoll oder meinetwegen auch das Fediverse angewiesen sind, ohne eine Lösung parat zu haben. Die Entwickler sind ein Kollektiv, das sich als mission-driven versteht und nicht gewinnorientiert arbeitet .

Ihre Beweggründe lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Gemeinschaft im Mittelpunkt: Sie gestalten für konkrete Gemeinschaften, nicht für abstrakte "Nutzer". Der Fokus liegt auf Beziehungen und gegenseitiger Fürsorge, nicht auf Engagement-Metriken .
  • Kontrolle zurückgeben: Bonfire soll es Einzelpersonen und Gruppen ermöglichen, ihre eigenen digitalen Räume zu entwerfen, zu betreiben und zu kontrollieren – ohne die Einflussnahme durch Tech-Giganten wie Meta oder Google .
  • Finanzierung ohne Kompromisse: Das Projekt wird bewusst durch Spenden und Zuschüsse finanziert und nimmt kein Wagniskapital, um seine Unabhängigkeit und Prinzipientreue zu wahren.

Bonfire ist eben keine Social-Media-App, sondern ein modulares Framework für Communitys. Es kommt gerade richtig, als zentralisierte Plattformen und deren Geschäftsmodelle immer weiter wachsen.

  • Aktuelle Entwicklung: Im Juni 2025 wurde "Bonfire Social" als 1.0 Release Candidate veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine von mehreren möglichen "Varianten" (Flavours) des Systems – eine vorkonfigurierte Auswahl an Funktionen, die als Startpunkt für eine Community dienen kann .
  • Praktische Relevanz: Für Aktivisten, Nischen-Interessengruppen oder lokale Gemeinschaften bietet Bonfire eine Möglichkeit, sich zu vernetzen, ohne Angst vor Zensur oder Deplatforming durch undurchsichtige Unternehmensrichtlinien zu haben . Es ermöglicht Communities, ihre eigenen Regeln, Moderation und Atmosphäre zu bestimmen.
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How do you want to use or build with Bonfire?

Bonfire ist mehr als nur Software; es ist ein soziales und technisches Experiment, das die Machtverhältnisse in sozialen Medien neu verhandeln will. Es stellt die Frage, wem unsere digitalen Räume eigentlich gehören sollen – Konzernen oder den Menschen, die sie bevölkern .

Seine Stärke liegt im Fokus auf echte Gemeinschaften, Kontrolle und Anpassbarkeit. Die größte Herausforderung wird es sein, aus seiner Nische herauszutreten und eine breitere Nutzerschaft davon zu überzeugen, die Bequemlichkeit etablierter Netzwerke gegen die gewonnene Autonomie einzutauschen. Das ist es woran alle anderen scheitern und auch Bonfire nicht umhin kommen wird, diesen Kampf auszufechten. Ich wünsche mir einen Sieg.

Selberhosten?

Hosting guide — Bonfire v1.0.0-social

Wird Bonfire eine Chance haben?

Es wird doch niemanden interessieren, der Aufwand ist zu hoch und man wird z.B. Instagram Nutzer nicht heraus locken können, oder? Die entscheidende Hürde für jedes alternative Projekt wie Bonfire ist doch, ob es sich etablieren kann. Seien wir also ganz ehrlich:

Bonfire wird Instagram, TikTok & Co. nicht vom Thron stoßen. Es wird niemals eine Milliarde Nutzer haben und nicht im Mainstream ankommen. Das ist aber auch nicht das Ziel.

Die Frage ist nicht "Kann es das nächste Instagram werden?", sondern "Braucht jede soziale Plattform massenhaft Nutzer, um erfolgreich und relevant zu sein?"

Ich kann das nicht gut beantworten denn egal in welche Richtung ich denke und egal wie sehr ich mir den Unverpackt-Laden als Analogie in der realen Welt schön rede, der nicht so einfach ist wie der Supermarkt und ich noch meine eigene Verpackung mitbringen muss, aber dafür die Kontrolle haben und etwas gutes tue, dann weiß ich doch am Ende tretzdem, dass Menschen einfach nicht so sind und nur wenige Enthusiasten und Bewegungen in so eine Richtung marschieren und eigentlich bin ich zu alt und habe zu viele Dinge gesehen die nichts geworden sind in der Welt - und auch technisch.

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Egal wie sehr ich mir den Unverpackt-Laden als Analogie in der realen Welt schön rede, der nicht so einfach wie der Supermarkt ist und ich noch meine eigene Verpackung mitbringen muss, aber dafür die Kontrolle habe und etwas gutes tue, dann weiß ich doch am Ende tretzdem, dass Menschen einfach nicht so sind und nur wenige Enthusiasten und Bewegungen in so eine Richtung marschieren und eigentlich bin ich zu alt und habe zu viele Dinge gesehen die nichts geworden sind in der Welt - und auch technisch.

Vielleicht wäre das etwas für politische Gruppen oder Künstler etc.? Nein, denn Politiker wollen jemanden erreichen, Künstler brauchen für ihre Kunst ein Publikum, all das steht mit dieser Niesche diametral einem etablierten Social Media Silo gegenüber, wie TikTok oder Instagram, der genau das bietet. Ich sehe das also auch nicht.

Post by @bonfire@indieweb.social
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Information about the Release of Bonfire 1.0





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