Sommerabenteuer zwischen Salz, Seen und Wäldern

Ich habe bereits hin und wieder das ein oder andere Foto auf meinem .microblog janmontag.de gepostet, aber jetzt möchte ich die Zeit nutzen und einen kleinen Reisebericht zum diesjährigen Sommerurlaub verfassen. Wahrscheinlich, um mich später noch erinnern zu können. Denn Weblogs sind doch Tagebücher.
Erster Stopp: Heilklima und Regenschirme in Sachsen-Anhalt
Mein Sommerurlaub startete imposant im Gradierwerk Bad Kösen – dieses riesige Holzkonstrukt, wo salzhaltige Sole rieselt, war nicht nur atemberaubend anzusehen, sondern auch ein spannendes Erlebnis für die Sinne!

Anschließend zog es mich zum Geiseltalsee, der mit seinem türkisfarbenen Wasser fast karibisch wirkte. Doch das Wetter zeigte sich ebenso typisch dieser Tage: Ein plötzlicher Regenstrich durch die Rechnung zwang uns unter Schirme am Ufer. Dort genossen wir trotzdem gemütlich Kaffee, während die Tropfen auf die Wasseroberfläche tanzten.

Eine Woche Waldzauber in Bayern
Nach der Seen-Idylle tauchten wir tief ein in den Bayrischen Wald: Der Bayerische Wald oder Bayerwald ist ein etwa 100 km langes und bis 1456 m ü. NHN hohes Mittelgebirge in Bayern an der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien. Wir waren in der Nähe von Pilsen 🍺 :-) Der größte Teil davon liegt im Regierungsbezirk Niederbayern. Der Nordteil gehört zur Oberpfalz, im Süden reicht der Bayerwald bis zur Grenze Oberösterreichs.
Passau: Wo drei Flüsse sich küssen und Geschichte fließt
Die Dreiflüssestadt Passau verzauberte uns vom ersten Moment! An der einzigartigen Stelle, wo Inn, Donau und Ilz in drei unterschiedlichen Wasserfarben zusammenströmen (türkisgrün, tiefblau und moosgrün), erlebten wir ein Naturschauspiel, das man nur hier sieht. Unsere Bootsfahrt zur Flussmündung offenbarte, warum Passau "Venedig Bayerns" genannt wird:

- Barockes Juwel: Die Altstadt mit ihren pastellfarbenen Bürgerhäusern, geschwungenen Giebeln und italienisch anmutenden Plätzen ließ uns ständig innehalten. Besonders der Dom St. Stephanmit seiner gigantischen Orgel (größte Domorgel der Welt!) beeindruckte – gerade als wir eintraten, hallte ein Probenspiel durch den Raum – Gänsehaut!

- Verwinkelte Magie: In den Gassen rund um den Rathausplatz spürten wir jahrhundertealte Geschichte: Lebkuchen-Düfte aus traditionellen Konditoreien, das Klappern der Pflastersteine unter den Füßen, und an Hauswänden versteckte Hochwassermarken, die von verheerenden Fluten erzählten.
- Dreiflüsse-Perspektive: Vom Veste Oberhaus (der mächtigen Festung über der Stadt) sahen wir, wie sich die Ströme wie Bänder vereinen – ein Anblick, der selbst Regenwolken dramatisch schön machte!
- Geheimtipp: In der "Glasstadt" am Ilzufer bestaunten wir kunstvolles böhmisches Glas – und tranken in einem versteckten Innenhof-Café den "Dreiflüsse-Kaffee" mit hausgemachtem Streuselkuchen.
Fun Fact: Dank der Flüsse fühlt man sich hier wie in einer Miniatur-Venedig: Schmale Stege, Brücken, die sich in Fluten spiegelten, und Gondel-ähnliche Ausflugsboote, die unter uralten Steinbögen hindurchglitten. Sogar die Lichtstimmung erinnerte an Canaletto-Gemälde – besonders wenn die Abendsonne die Barockfassaden golden tauchte!

Was Passau unvergesslich macht: Diese Stadt ist kein Museum – sie lebt! Studenten flitzen mit Fahrrädern über Kopfsteinpflaster, Schiffsglocken läuten zur Abfahrt, und vom Uferweg aus sieht man Kajaks, die wie bunte Punkte über das Wasser gleiten. Ein Ort, wo Natur, Geschichte und Lebensfreude in jedem Wellenschlag miteinander tanzen.




Waldwipfelweg: Wo der Wald zum Himmel wächst

Ein Highlight unserer Bayernwoche? Der Waldwipfelweg! Auf schwebenden Holzstegen wandelten wir in bis zu 60 Metern Höhe durch das sonst verborgene Reich der Baumkronen – ein Gefühl, als würde man über einem wogenden, smaragdgrünen Meer schweben. Mit jedem Schritt öffnete sich der Blick weiter: endlose Wälder, sanfte Hügelketten und am Horizont sogar die verschwommenen Silhouetten der Alpen. Doch nicht nur die Aussicht war atemberaubend – hier lebte der Wald mit allen Sinnen:

- Das Rauschen der Blätter flüsterte direkt neben unseren Ohren,
- Der Duft von Harz und Moos stieg berauschend aus den Tiefen auf,
- Zugvögel segelten auf Augenhöhe vorbei, als wären wir plötzlich Teil ihres Schwarms.
Besonders magisch war der Aussichtsturm: Eine spiralförmige Rampe führte uns bis zur 44-Meter-Plattform, wo wir zwischen Wipfeln und Wolken standen. Unten huschten Eichhörnchen wie winzige Pinselstriche durch Farne, während oben ein Falke seine Kreise zog. Selbst der Regen verwandelte sich hier in ein Spektakel – als feiner Nebel, der den Wald in mystisches Nebelgrau und Silbergrün tauchte.
Fun Fact für Familien: Der barrierefreie Weg ist ein Paradies für neugierige Entdecker! An interaktiven Stationen lauschten wir dem Herzschlag der Bäume, testeten unser Gleichgewicht auf wackeligen Holzbrücken, und Kinder flitzten lachend durch den "Baumwipfel-Käfig" – ein Netz-Tunnel mitten im Blätterdach.

Warum dieser Ort unvergesslich ist? Weil er den Wald nicht zeigt, sondern ihn fühlbar macht. Man verlässt den Pfad mit dem Bewusstsein, dass Bäume nicht nur Holz liefern, sondern ganze Kathedralen des Lebens sind. Und mit dem heimlichen Wunsch, den nächsten Sonnenaufgang hier oben zu erleben – wenn der Nebel über den Wipfeln wie flüssiges Gold brennt. ✨



Walhalla & Regensburg: Zeitreise unter Regenschauern
Bei Walhalla spürten wir den Hauch der Geschichte: Dieses neoklassizistische Ruhmeshalle-Denkmal thront hoch über der Donau wie ein griechischer Tempel – majestätisch und ein wenig mystisch. Beim Aufstieg zur Marmorhalle durchschritten wir eine Allee aus Eichen, als würden wir in die deutsche Geistesgeschichte eintauchen: Über 130 Büsten von Goethe bis Bismarck blicken hier stumm auf die Wellen hinab.

Trotz Regenschleiern über der Donau entfaltete der Ort seine magische Wirkung – als stünde man zwischen antiker Größe und bayrischer Weite, wo jedes Säulenkapitell vom Ehrgeiz König Ludwigs I. erzählt.

In Regensburg, der perlgrau vom Regen überzogenen UNESCO-Welterbestadt, schlenderten wir durch mittelalterliche Gassen, bestaunten die ikonische Steinerne Brücke (älteste erhaltene Brücke Deutschlands) und ließen uns von den Zwillingstürmen des Doms St. Peter in den Bann ziehen. Diese gotische Kathedrale – Bayerns einzige reine Gotik-Kathedrale – ragt mit 105 Metern Höhe wie eine steinerne Krone über der Altstadt. Trotz Regenschauern entfaltete der Dom eine magische Aura:

- Lichtspiele durch Jahrhunderte: Die farbenprächtigen Glasfenster aus dem 13./14. Jahrhundert – die größte erhaltene mittelalterliche Sammlung im deutschsprachigen Raum! – verwandelten das Regenlicht in ein Kaleidoskop aus Rubinrot und Smaragdgrün, das über die Gewölbe tanzt 13.
- Steinerne Geschichten: An der Westfassade erzählen über 200 Skulpturen biblische Szenen, bewacht von dämonischen Wasserspeiern (Gargoyles). Diese "Wunderwesen" sollten laut mittelalterlichem Glauben Böses abwehren.
- Himmlische Klänge: Drinnen beeindruckte die Rieger-Orgel mit fast 6.000 Pfeifen an der Nordwand
Verborgene Juwelen:
- Im Domschatzmuseum glänzt der silberne Hochaltar (1695) – ein Meisterwerk barocker Goldschmiedekunst 2.
- Der Domkreuzgang mit seinem filigranen Rippengewölbe birgt Grabsteine aus sieben Jahrhunderten 3.
- Vor dem Dom zeugt die Dombauhütte vom ewigen Kampf gegen die Zeit: Hier werden Erosionsschäden an den Türmen mit speziellem Mörtel restauriert – seit 1525 ein "work in progress"!
Warum dieser Ort unter die Haut geht: Regensburgs Dom ist kein statisches Denkmal, sondern ein lebendiges Archiv: Wo einst Bischof Bonifatius 739 n. Chr. das Bistum gründete, huschen heute Besucher über Pflastersteine, auf denen Römer, mittelalterliche Pilger und Könige wie Ludwig I. (der die Türme 1869 vollenden ließ!) wandelten 310. Selbst Regen wird hier zur Zeitmaschine.
Fazit: Unvergesslich – trotz (oder wegen?) des Wetters
Ob salzige Luft in Bad Kösen, Seen-Romantik mit Regenschirm oder bayrische Waldhöhen: Diese Reise bewies, dass gutes Wetter kein Muss für schöne Erinnerungen sein muss. Die Mischung aus Naturwundern, Kultur und kleinen Wetterabenteuern machte jeden Tag einzigartig. Allerdings schlägt dauernder Regen doch irgendwann aufs Gemüt, vor allem wenn man sich davon abhängig machen muss und nicht nur für sich allein unterwegs ist.
"Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben." – Karen Blixen
Und manchmal ist es auch die Sehnsucht nach einem trockenen Plätzchen unter einem Schirm!
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